Mörderische Aktivität

Zuhause, 28. Juli 2020

Sie ist ein zartes Geschöpf, die Sibirische Schwertlilie. Filigrane, tiefblaue Blüten mit zarter weißer und gelber Zeichnung tanzen im Mai über schmalen, lanzettlichen Laubblättern. Ich mag sie sehr, hat sie doch eine seltene Farbe und eine ausgesprochen aparte Form.

Doch wehe, man will ihr ans Leder bzw. an die Wurzel. Im Frühjahr schon ahnte ich: dieses Jahr muss sie geteilt werden. Denn leider hat sie eine unschöne Eigenschaft. Sie wächst von der Mitte heraus nach außen, daher entsteht mittig ein unschönes Loch und die Blätter fallen auseinander. Schon vor ein, zwei Jahren wäre eine Teilung nötig gewesen. Die habe ich immer wieder verschoben, mit fatalen Folgen, wie sich jetzt herausstellte.

Denn unter der zarten Oberfläche verbirgt sich ein stählernes Geflecht von Wurzeln, ihr Rhizom. Mutig stoße ich erst den Spaten, dann die Grabegabel in den Boden. Ein Eindringen ist fast unmöglich. Ich grabe, ich steche, ich hacke. Der Schweiß rinnt, die Grabegabel ächzt. Gefühlt bewegt sich gar nichts. Ich greife zur Astschere und zur Axt, ziehe an Blätterbüscheln, hebele einzelne Stücke des Wurzelgeflechts aus dem Boden. Die Grabegabel bricht. Die Pflanze wehrt sich bis zum bitteren Ende.

Zwei Stunden später sinke ich völlig ermattet und unterzuckert auf der Gartenbank zusammen. Es ist geschafft. Sie hat mich geschafft. Ich bin erledigt. Sie auch.

Das neue Beet ist fix angelegt: die vor einigen Wochen erstandene Strauchrose Matthias Claudius, der unter der Schwerlilie fast verschwundene Storchschnabel Rozanne und, ja und … die Sibirische Schwertlilie, von der ich ein paar kleine Büschel abgezweigt habe.

Und beim nächsten Mal werde ich sie ganz bestimmt rechtzeitig teilen…

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.